Harald Meyer (84) beendet aktive Laufbahn

Olaf Lahse | Welle und Elstorf | 08.05.2022

Harald Meyer   Karriereende  (02)Mit dem Abpfiff des Spiels TV Welle II gegen SG Salzhausen-Garlstorf am vorletzten Spieltag in der 2.KK Kreisklasse des NFV Kreis Harburg endete gleichzeitig nach 58 Jahren die aktive Schiedsrichterkarriere von Harald Meyer.

Der Kreisschiedsrichterausschuss und der Kreisvorstand des NFV Kreis Harburg waren fast vollständig vor Ort und sahen zusammen mit dem ehemaligen Kreisvorsitzenden, Manfred Marquardt, weiteren Schiris sowie Dagmar Meyer und Tochter Angela, wie die SG Salzhausen-Garlstorf Harald Meyer nach dem Spiel im Kreis singend und tanzend hochleben ließen. Vermutlich weltweit einzigartig!

Der heute 84-jährige erinnert sich gerne an seine Zeit als Spieler, Funktionär und Schiedsrichter zurück.

Er hat als Jugendspieler beim TSV Wietze mit acht Jahren begonnen. Damals noch mit Stahlkappeneinsatz in den Fußballschuhen. Zu Auswärtsspielen ging es meistens mit dem Fahrrad. Nicht selten waren es pro Strecke um die 15 Kilometer. Kurz spielte Harald auch für den MTV Celle, bevor es ihn wegen der Berufsausbildung nach Hamburg-Fischbek zog. Nachdem er knapp 7 Jahre zur See gefahren war, kam er 1961 über seine Arbeitskollegen beim Tempo-Werk zum TSV Elstorf.

Hier spielte Harald circa 3 Jahre aktiv bei den 1.Herren und wurde dort überwiegend im linken Mittelfeld eingesetzt.

Aus Mangel an Schiedsrichtern im eigenen Verein absolvierte er unter dem damaligen Lehrwart Karl-Heinz Keller seinen Anwärterlehrgang in Winsen und begann Anfang 1964 seine Schiedsrichterlaufbahn.

Es gab auch diesen einen Moment, der Haralds Interesse an der Schiedsrichterei weckte. Bei dem Entscheidungsspiel zur Kreismeisterschaft zwischen dem TSV Elstorf und der TSV Eintracht Immenbeck stand es kurz vor dem Ende 1:1. Der Schiedsrichter pfiff in der 87.Minute einen Strafstoß für die Immenbecker, der für reichlich Unmut im Publikum sorgte. Nachdem der Schiedsrichter bei den Zuschauern für Ordnung sorgte und in den Strafraum zurückkam, kickte Harald den Ball leicht weg und flog zur Überraschung aller Beteiligten vom Platz. Sein einziger und vermutlich ein ungerechtfertigter Feldverweis. Das wollte er unbedingt besser machen.

Harald fand sofort Gefallen daran, mit der Pfeife in der Hand auf dem Platz zu stehen und resümiert heute: „Mir hat die Schiedsrichterei immer Spaß gemacht.“

Und das, obwohl er in seinem ersten Jahr als Schiedsrichter nach einem Spiel in der Kreisklasse Ausschreitungen zwischen den Mannschaften erlebte, die ihn kurz zweifeln ließen. Aber er blieb an der Pfeife.

Die damals allgemein sehr robuste Spielweise sorgte für unterschiedliche Verletzungen beim Spieler Harald Meyer. Sein ehemaliger Kreisschiedsrichterobmann (KSO), Albert Zeising, riet ihm deshalb, mit dem Fußballspielen aufzuhören, wenn er als Schiedsrichter weiterkommen wolle. Und so ging es bereits in seinem zweiten Jahr als Schiedsrichter in den Bezirk.Harald Meyer   Karriereende  (10)

Er war vier Jahre in der damals höchsten Spielklasse Niedersachsen, der Verbandsliga (heute Oberliga), im Einsatz. Harald war dort für seine konsequenten Entscheidungen bekannt und wurde nicht selten mit den Worten „Der `Elfmeter-Meyer` kommt.“ am Spielort begrüßt.

In den fast sechs Jahrzehnten gab es unfassbar viele Regeländerungen. Harald sieht es nach wie vor als große Leistung der Schiedsrichter an, das Regelwerk im Bruchteil einer Sekunde abzurufen und umzusetzen. Seine Erkenntnis: „Aufgrund von vielen Spielleitungen und der Eigenreflektion kommt Sicherheit in die Regelauslegung. Wer nur fünf Spiele in der Saison leitet, kann die Regelkenntnis kaum festigen.“ Er selbst schaute sich immer wieder Regelfragen an und glich Szenen aus seinen Spielen damit ab. Hinzu kommt, dass er kaum einen Lehrabend verpasst hat und somit immer auf den neuesten Stand der Regelkunde war.

Haralds Einstellung zu persönlichen Strafen könnte einige junge Schiris inspirieren: „Bevor ich verwarne, spreche ich lieber ein Wort mit den Spielern, aber ich debattiere nicht lange rum. In den 58 Jahren habe ich keine 10 glatt rote Karten gegeben.“

In der langen Zeit seiner Schiedsrichterei erlebte Harald etliche Anekdoten. Eine dieser kleinen Geschichten begab sich nach einem Spiel in Dannenberg, als sein Auto nicht mehr ansprang. Eine Werkstatt in der Nähe machte erst am nächsten Tag auf und er übernachtete beim damaligen KSO von Lüchow-Dannenberg, Heinz Hogen, der zufällig das Spiel anschaute.

Beeindruckend ist nach wie vor die Fitness des 84-jährigen. Haralds Fitness-Geheimnis: „Ich mache jeden Morgen meinen 5-Kilometer-Gang. Wenn es einigermaßen trocken ist, fahre ich zusätzlich 20 bis 25 Kilometer mit dem Fahrrad durch den Landkreis. Probleme mit der Ausdauer habe ich nie gehabt.“

So ist es auch nicht verwunderlich, dass er pro Saison durchschnittlich 60 bis 70 Spiele geleitet hat. Die Zahl von rund 4.000 Spielleitungen in 58 Jahren ist absolut beeindruckend.

Dankbar ist Harald insbesondere seiner Frau Dagmar. Ohne ihre Unterstützung hätte er seine Hobbys nicht ausleben können.

Harald Meyer   Karriereende  (60)Am Abend seines letzten Spiels gab Harald einen Empfang im Vereinsheim des TSV Elstorf, den er für einen Rückblick und dem Dank an seine Familie nutzte. Der TSV Elstorf ehrte Harald in diesem Rahmen mit einen wunderschönen Glasaufsteller. Sehr gerührt war Harald von einer Videobotschaft des 1.Vorsitzendenden des TSV Elstorf, Ingo Rischer, dem Vorsitzenden des NFV Kreis Harburg, Frank Dohnke, der Kreisschiedsrichterobfrau, Kim-Jana Trenkner, dem Vorsitzenden des NFV Bezirk Lüneburg, Christian Röhling und des NFV-Präsidenten, Günter Distelrath.Harald Meyer   Karriereende  (59)

Der NFV-Präsident sprach in seiner Botschaft an Harald über den Applaus, den ein Schiedsrichter im Spiel normalerweise nicht erhält. Diesen Applaus erhielt er symbolisch von Günter Distelrath und dann auch von den anwesenden Gästen, zu denen auch die komplette Landesligamannschaft des TSV Elstorf gehörte.

 

Stationen der sportlichen Laufbahn von Harald Meyer

von 1946 bis 1954 mit 8 Jahren beim TSV Wietze begonnen
von 1954 bis 1955 knapp 1 Jahr Jugendspieler beim MTV Celle
von 1961 bis 1966 Herren-Spieler beim TSV Elstorf (die letzten 3 Jahre in der ersten Herren-Mannschaft)

seit 1961 bis heute Mitglied im TSV Elstorf
von 1963 bis 1983 2. Vorsitzender des TSV Elstorf

von 1964 bis 2022 aktiver Schiedsrichter

von 1975 bis 1982 Staffeleiter für Alt-Herren - NFV Kreis Harburg
1985 bis 1989 Beisitzer im Lehrausschuss - NFV Bezirk Lüneburg

von 1994 bis 2014 Schriftführer im Vorstand - NFV Kreis Harburg

von 1999 bis 2014 Kreisehrenamtsbeauftragter - NFV Kreis Harburg

von 1984 bis 1994 Kreisschiedsrichterobmann - NFV Kreis Harburg

Ehrungen:
1974 Silberne Ehrennadel des NFV Bezirk Lüneburg
1986 Silberne Ehrennadel des NFV
2002 DFB-Verdienstnadel
2008 Goldene Ehrennadel - NFV Bezirk Lüneburg
2013 Schiedsrichter des Jahres im NFV Kreis Harburg
2014 Ehrenmitglied im NFV Kreis Harburg

 

Die Fotos von einem tollen Tag (Klick auf ein Bild und dann mit der Pfeiltaste blättern):